23. Dezember 2010

Die Große

Greta ist so vernünftig. Letzte Woche vor dem Schneechaos hatten Oma und Opa sie turnusgemäß von der KiTa abgeholt. Als die Straßensituation immer schlimmer wurde und sie mit Oma in den Nachrichten die vielen Unfälle gesehen hat, sagte sie gleich zu, dort zu übernachten, weil das ja besser so wäre, damit Mama und Papa nicht auch einen Unfall bauen.
Greta ist schon fast 108 cm groß und ist eine ganz tolle große Schwester. Manchmal übertreibt sie ihre Zuneigung zwar etwas, aber letztlich bekümmert sie ihre Schwester immer vorbildlich. Quasi unbemerkt entwickelt sie sich langsam zu einem kleinen Mädchen mit ausgiebigen eigenen Gedankengängen und Ideen. Letzte Woche war ich mit ihr zu einem Konzert ihrer Cousine. Da hat sie sich ganz alleine in die erste Reihe gesetzt und ist dem Geschehen über eine Stunde aufmerksam gefolgt. Sie ist und bleibt verschiedensten Dingen sehr aufgeschlossen und saugt vielfältigste Eindrücke sehr begierig auf. Das bislang einzige, was sie konsequent nicht will, ist Fußball zu spielen. Aber damit kann ich sehr gut leben.

11. August 2010

Empathie

Gestern Abend war die reinste Katastrophe. Clara schrie und schrie und schrie noch lauter und noch schriller (wie ein völlig hysterischer Schimpanse klang es in etwa, wenn ihr das kennt) ohne erkennbaren Grund und das über deutlich mehr als eine Stunde mehr oder minder am Stück. Zunächst war sie sogar normal eingeschlafen und ich konnte sogar ganz in Ruhe mit Greta die Hasen vom Nachbargrundstück einfangen. Plötzlich wurde sie aber wieder wach, was normalerweise kein Problem ist. Man nimmt sie dann kurz hoch, trällert ein paar Sekunden, legt sie wieder hin, streichelt sie eine Minute und alles ist wieder gut. Gestern aber war es anders. Da war Clara mit keinem Mittel mehr ruhig zu bekommen. Nebenbei war ich dabei noch allein zuhause mit den beiden Kindern. Natürlich kam Greta zu kurz. Als Clara dann zum ersten Mal nach über einer Stunde zu so etwas wie oberflächlicher Ruhe gefunden hatte, nachdem ich sie mit aller Kraft daran gehindert hatte, sich im Bett zum gefühlt hundertsten Mal wieder aufzustellen, und ich völlig fertig vor ihrem Zimmer auf den Boden sank, sahen Simone und Greta mich aus Gretas Bett an (Simone war inzwischen gekommen, hatte sie ins Bett befördert und las ihr gerade eine Gute-Nacht-Geschichte vor). Simone fragte was wäre und ich erklärte ihr die letzte Stunde und dass ich völlig fertig wäre. Daraufhin kam von Greta nur: Papa, möchtest du vielleicht mit die Geschichte anhören?

10. August 2010

Erstes Kindergartenjahr abgehakt

Es ist vorbei, das Jahr eins im Kindergarten. Und das nächste wird anders werden. Ihre Lieblings-Betreuerin ist aus der Gruppe weg - erst war sie ganz weg, jetzt kommt sie zurück, aber in eine Parallelgruppe. Gretas beste Freundin verlässt jetzt den Kindergarten in Richtung Schule und neue, kleinere Kinder kommen hinzu. Mit denen muss sich Greta im Testlauf vor den Ferien schon ganz gut arrangiert haben, was man so hört. Kein Wunder, bei der rücksichts- und liebevollen Art und Weise, zuhause mit Clara umzugehen. Das scheint sich im Kindergarten einfach nur fortzusetzen. Gretas Ausdrucksvermögen hat sich nochmals gesteigert, auch wenn ein paar zweifelhafte Einflüsse nicht wegzudiskutieren sind.
Es sind 1000 Kleinigkeiten, die sich bei ihr entwickeln. Das Geknatsche ist z.B. so gut wie weg. Sie ist deutlich ordentlicher als es Mama und Papa sind. Unglaublich, wie ordentlich sie ihre Spielbereiche selbständig hinterlässt. Da müssen Simone und ich uns schon öfter mal die Augen reiben und zwicken. Keine Ahnung, warum das so ist. Sie spielt konzentriert und ausdauernd - gerne mal schickt sie den Papa auch weg, damit sie in Ruhe ihr Spiel durchziehen kann. Sie ist von ihren Bewegungsabläufen her sehr versiert. Sie wirft für ihr Alter sehr gut, sie turnt ausgiebig und überall. Wahrscheinlich macht es Sinn, sie über lang oder kurz zu so etwas wie einem Turnverein anzumelden, denn alle möglichen Turnübungen auszuprobieren macht ihr offenbar großen Spaß. Wenn sie spielt, verfasst sie im Kopf offenbar gerne richtige Drehbücher, denn dann kommt schon mal, was man als Mitspieler jetzt gerade genau für eine Reaktion abliefern soll (Sag mal: Das ist aber schade!). Sie befolgt Regeln, wenn diese klar formuliert wurden, mittlerweile auch in der Regel ohne Androhung von Eskalation.
Wenn mich heute einer fragt, was ich mir an ihr anders wünschen würde - dann, ganz ehrlich? Nichts.

5. Juli 2010

After-vacation update

In den letzten Monaten hat sich das ein oder andere getan. Greta kann jetzt schwimmen - das ist vielleicht die größte Neuigkeit. Wir hatten im Urlaub einen Pool direkt am Haus, den wir sehr oft genutzt haben. Das und die Tatsache, dass Gretas Freundin Aileen zu Besuch war und bereits schwimmen konnte, haben Greta motiviert, es auch selbst ernsthaft zu versuchen. Anfang Juni war es dann soweit, dass wir die letzte Schwimmhilfe aus dem Bojen-Badeanzug nehmen konnten. Ein Video stelle ich die Tage noch ein.
Im Urlaub hat unsere Große TestTrack bei Epcot zu ihrer Favoriten-Attraktion erkoren. Wer das mal gemacht hat, versteht es vielleicht. Der Fahrtwind bei der abschließenden Außenrunde hat ihr immer Freudenausrufe entlockt. Ansonsten war immer ein lustiges Thema (für uns Erwachsene), wie Greta mit den guten Charakteren und den bösen Charakteren bei Disney umging. Meist konnte man ja nur die guten besuchen, was natürlich kein Problem war. Aber ein paar mal waren halt auch die bösen verfügbar. Bei Captain Hook z.B. rannte sie tatsächlich plötzlich weg, als wir zum Fotomachen dran waren. Ich konnte sie aber einfangen und mit dem versprechen, dass ich mich zwischen sie und Hook stelle ging es dann auch. Bei Darth Vader war sie sogar relativ entspannt, aber Darth Maul ging gar nicht. Da bekam sie echte Panik, die auch durch bestes Zureden nicht zu nehmen war. bei dem verstehe ich das sogar, der sieht ja echt übel aus. - Greta hat sich dann auch ein Konzept für die Bösen ausgedacht: Sie hat ihnen einfach immer die Zunge heraus gestreckt und schon war in der Regel alles okay.
Greta kämpfte und kämpft immer noch sehr stark mit ihrer großen Emotionalität. Es fällt ihr zunehmend leichter, nicht alles immer gleich zum Drama zu machen. Das war schon ab und an eine echte Herausforderung, wie sie sich so aufführte.
Samstag haben wir mit Greta eine Fahrradtour von zuhause bis zum Adler-Platz und zurück gemacht, die sie locker absolviert hat (mal abgesehen von zwei Stürzen, von denen ich an einem mehr Schuld war als sie selbst). Sonntag wollte sie dann erst mal nicht mehr...
Greta ist noch ein Stück gewachsen, sie ist jetzt was um die 1,05 m. Gestern abend im Bett liegend sah das irgendwie riesengroß aus.

3. April 2010

Greta fährt Rad

25. März 2010

Greta hat nun eine Brille

Seit letzter Woche trägt Greta nun eine Brille. Die U8 Untersuchung hat zutage gebracht, was keinem je aufgefallen wäre. Greta ist recht ordentlich weitsichtig, und zwar so weitsichtig, dass das auf jeden Fall mit einer Brille korrigiert werden sollte und auch nur begrenzte Hoffnung auf ein Herauswachsen besteht. Es ist wohl so, dass es einen Augenmuskel gibt, der bei Kindern die Fehlsichtigkeit mit großer Anstrengung ausgleichen kann und man deswegen so direkt quasi nichts davon mitbekommt. Trotzdem ist diese Beanspruchung des Muskels aus heutiger medizinischer Sicht zu vermeiden. Für die Sehstärkemessung wird dieser Muskel dann lahmgelegt. Das Resultat ist dann eine unverfälschte Messung der eigentlich optisch vorhandenen Sehstärke. Eine Vorstellung, was das bedeutet, bekamen wir gegenüber des Arztes beim Optiker. Gretas Muskel war noch lahm und beim Probieren einer Brille guckte sie sich im Spiegel an und meinte, sie sähe sich, aber ohne Brille.

25. Januar 2010

Kino

Gestern waren wir - Greta und ich - das erste Mal im Kino. Der Film war 'Küss den Frosch', ein endlich mal wieder echter Zeichentrick-Film in der Zeit, da immer mehr computeranimierte und teils auch noch 3D-fähige-Filme für Kinder produziert werden. Ich bin mir nicht sicher, ob Greta die Handlung so richtig erfasst hat (sie hatte vor allem probleme, Ray zu verstehen, ein Glühwürmchen, dass einen heftigen französischen Akzent hatte). Aber die Fahrt mit der S-Bahn, das Mittagessen bei McDo in der Stadt und dann das Kino mit Popcorn und allem drum und dran haben sie schon gefesselt. Jedenfalls berichtete sie Simone abends ausführlich von allem, was nicht immer so einfach aus ihr heraussprudelt wie diesmal.

20. Januar 2010

Bockig

Meine Güte ist das im Moment gelegentlich ein Desaster mit Greta. Gestern Abend wollte sie partout nicht im Bett bleiben und ständig wieder runter ins Wohnzimmer, weil sie der Überzeugung war, dass sie genauso lange wie Mama und Papa aufbleiben sollte. Das mündete in hysterischem Geschrei und Tränen und wildem Gefuchtel. Keine Chance auf Kompromisse gab es, egal was vorgeschlagen wurde. Da heißt es dann nach dem Scheitern der Verhandlungen einfach hart zu bleiben bis die ganz große Wut des Kindes erstmal abklingt. Unangenehm so eine Situation und gerade vor dem Zu-Bett-Gehen wünscht man sich keinen derartigen Streit. Man sollte sowieso nie einen Streit mit den Kindern ins Bett nehmen. Das ist ganz übel. Jedenfalls gab es am Ende doch noch irgendwie die Kurve zu Guten, nur aber schon längst viel zu spät. Heute Morgen ging es dann auch schon nahtlos weiter, als sie sich nicht zum Kindergarten anziehen wollte. Es ist was los im Hause Bitz.

19. Januar 2010

MSV

Greta teilt wohl so langsam mein Schicksal als MSV Fan. Vor Weihnachten war ich mit ihr im Stadion gegen Aachen (eine 0-2 Abendspiel Niederlage und Aachen war in jeder Hinsicht mittelmäßig). Trotz des saukalten Wetters (bis -5°) und des nicht wirklich erfolgreichen Duisburger Spiels war Greta völlig vom Stadionbesuch ergriffen. Wir hatten das Glück, die Karten vor dem Stadion geschenkt zu bekommen, so dass der Trip zumindest nicht auch noch finanziell wehtat. Greta jedenfalls brüllte so laut sie kann (und das ist schon ziemlich laut) minutenlang 'MSV, schießt ein Tor!' ins relativ stille Stadion. Das war schon ein besonderes Schauspiel, auch wenn der Wunsch nicht erfüllt wurde. Noch ein Würstchen, eine Brezel und die Abendatmosphäre dazu - und Greta war rundum begeistert. Es war ein gelungener Abend - auch ohne Zebra-Sieg.

2. Januar 2010

Abhängigkeit oder Autonomie?

Greta wächst - und das nicht nur auf mittlerweile 101 cm bei etwa 16 kg. Nein - sie wächst vor allem als Person. Die Videos vom Mallorca-Urlaub vor einem Dreivierteljahr zeigen noch ein echtes Kleinkind, während die Wahrnehmung heute eher schon ein echtes kleines Kind zeigt. Die Trotzphase, in der sie sich gerade befindet ist vielleicht ein Zeichen des Konfliktes zwischen der gemütlichen und sicheren Abhängigkeit des Kleinkindes zu den erhöhten Freiräumen, aber auch erweiterten eigenständigen Aufgaben und Möglichkeiten des Kindes. Ja, Greta kann eine Menge Dinge erstklassig schon alleine, aber der Grat zwischen Loslassen und Klammern ist halt noch sehr schmal. Ich will gar nicht vermuten, dass es Bequemlichkeit ist, denn das wäre zu erwachsen. Nein, sie ist in einer Phase angekommen, in der sie selbst merkt, dass sie sehr viele Dinge des täglichen Lebens sehr gut ohne jede Hilfe bewältigen kann. Das kann aber für einen kleinen Menschen auch schon mal beängstigend sein. Das Thema Angst ist übrigens damit einhergehend auch erstmalig so richtig präsent. Greta hat plötzlich neue Ängste, die möglicherweise mit den neuen Freiräumen zusammen hängen. Mit einem Mal ist der Nikolaus bedrohlich oder die Dunkelheit oder Geräusche. Alleine machen können bedeutet eben auch schon mal alleine zu sein mit einer Situation, die sich nicht so sicher anfühlt, wie es ein Kind gerne hätte. Da ist von uns im Umgang auch mehr Fingerspitzengefühl verlangt. Es ist eine spannende, aber naturgemäß auch eine ein klein wenig traurige Zeit, da sich Greta ja nicht nur von den Eltern löst, sondern das Ganze auch umgekehrt stattzufinden hat. Das kann Eltern neben dem Stolz auch schon mit Wehmut füllen.
Ein weiteres Zeichen ihrer Auseinandersetzung mit der Unabhängigkeit ist das vermehrte Auftreten des Themas Tod. Sie ist neuerdings sehr interessiert daran, ob man unter diesen oder jenen Umständen stirbt. Das geht so weit, dass sie das auch im Traum verarbeitet. Letztens im Auto sang sie "Ihr Kinderlein kommet" und erwähnte, dass sie das auf einer Feier mit ganz vielen Menschen auch im Traum gesungen hätten. Die wären aber alle tot gewesen bis auf ihre Freunde. Da schluckt man doch erst mal kräftig. Ebenso wie bei ihrem Kommentar als sie hinten im offenen Kofferraum unseres Autos mitfahren wollte und Simone ihr sagte, das wäre viel zu gefährlich für sie. Ihre Antwort: Dann bekommt ihr eben eine neue Greta. Darauf angemessen zu wechseln kann schon mal sehr schwer sein.
Die letzte Episode für heute ist auch aus dieser Ecke. Wir waren vor Weihnachten in Köln und dort im Dom. Da ist eine Stelle, wo man vor der Altarförmigen Sterbeszene Jesu Kerzen anzünden kann. Ich habe Greta natürlich erzählt, dass das aus der Bibel stammt und darstellt, wie Jesus stirbt (sie fragte mich nach der Wunde in der Brust). Wir zündeten eine Kerze an und gingen. Später am Abend fragte Greta dann plötzlich (wohl in der Kenntnis, dass das Christkind auch Jesus darstellt) "Ist das Christkind tot?" Das Herumgeeiere, das von mir dann folgte, die ganze Geschichte in etwa für sie verständlich herüberzubringen, war echt ein kleiner Albtraum.
Greta ist für mich kein Kleinkind mehr und das ist traurig und schön. Irgendwie sieht es in ihr wohl ähnlich aus wie in mir.